Hotel Achalm, Reutlingen

Sanierung verwandelte Immobilie aus den Sechzigern in eine Arbeitswelt für morgen

Fassadenlüftungsgeräte waren Schlüssel zur Sanierung

Projekt  Hotel Achalm
Land Deutschland

Herausforderungen
Die Herausforderung bestand bei diesem Projekt darin, für alle Bereiche des Hotels, die richtigen Luftströme einzurichten, sodass ein absoluter Komfort möglich war.

Angefragte Leistungen und Produkte

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Hotel Achalm, Reutlingen

Das neu eröffnete Hotel Achalm auf dem Reutlinger Hausberg wurde für den Betrieb im Einklang mit der Natur konzipiert. Ein nachhaltiges Haustechnikkonzept setzt überwiegend erneuerbare Energien ein und nutzt außerdem sparsame und nahezu geräuschlose Induktionstechnologie, um das Hotel auf Vier-Sterne-Superior-Niveau zu klimatisieren.

Im neuen Vier-Sterne-Superior-Hotel Achalm auf dem Reutlinger Hausberg sind 101 Zimmer, ein 350 m² großer Wellnessbereich mit Außenpool, dazu ein 300 m² umfassender Konferenztrakt sowie zwei Speiseräume mit Sonnenterrassen entstanden. Das Hotel ersetzt ein kleineres, das hier in einem Landschaftsschutzgebiet stand. Der Neubau wurde in rund 20 Monaten errichtet. Seine Energie- bzw. Medienversorgung – und damit die Klimatisierung des Hotels – erfolgt nachhaltig, denn der sorgsame Umgang mit Ressourcen war ein zentrales Anliegen von Hotelbetreiber Lothar Dollinger und seinen Investoren.

Unter Federführung des Ingenieurbüros Wagner aus Reutlingen wurde ein HLK-Konzept realisiert, das auf oberflächennahe Geothermie, Sole-Wasser-Wärmepumpe, thermische Solarkollektoren und einen Gasbrennwertkessel zur Spitzenlastabdeckung setzt. Bei der Klimatisierung der Hotelzimmer, Konferenz- und Speiseräume und des Wellnessbereiches haben sich die Eigner für Induktionsgeräte des Stuttgarter Herstellers LTG entschieden, die speziell für die Hotelanwendung entwickelt wurden. Die Installations- und Montagearbeiten der HLK-Technik hat die Fa. Niersberger AG aus Pforzheim ausgeführt, die Gebäudeleittechnik stammt von Kieback & Peter, Reutlingen.

Gegenüber konventioneller Technik mit einem Kaltwassererzeuger sowie einem Kessel zur Bereitstellung von Heizungswärme und Warmwasser spart das energieeffizient betriebene Hotel Achalm jedes Jahr 430.000 kWh/a Energie bzw. 14.500 Euro ein. Die Amortisationszeit beträgt somit voraussichtlich zwischen neun und zwölf Jahre.

Harmonisch in der Landschaft

Das neue Hotel ist unterhalb der Ruine Achalm teilweise in den Hang integriert. Neben dem Erdgeschoss und drei Obergeschossen gibt es zwei Tiefgeschosse, die eine größere Grundfläche haben als der freistehende, obere Gebäudeteil. Die unteren Ebenen beherbergen die Tiefgarage mit 72 Stellplätzen und Technik-räume sowie 26 Gästezimmer, deren Fronten sich zum Tal öffnen. Durch seine Lage bietet das Hotel eine erhabene Aussicht, die von Stuttgart im Neckartal über Pfullingen und Reutlingen bis über die Schwäbische Alb reicht.

Harmonisch fügt sich das Hotel Achalm in die Landschaft aus Streuobstwiesen, Weiden und Wald ein. Der langgestreckte Baukörper ist diagonal zur Hanglinie ausgerichtet, so dass das Hotel aus der Ferne deutlich kleiner wirkt, als es tatsächlich ist. Gleichzeitig bietet diese Anordnung die Vorteile einer Morgen- und einer Nachmittagssonnenterrasse und ermöglicht aus jedem Zimmer einen Ausblick mit Fernsicht. Eine Holzlamellenkonstruktion aus unbehandelter Schwarzwälder Weißtanne umrahmt die quaderförmige Kontur der Obergeschosse leicht bogenförmig, so dass der Eindruck eines zu Brettern gesägten Baumstammes entsteht. Die Lamellen dienen zusätzlich zum dreifachverglasten Sonnenschutzglas der Verschattung und lenken außerdem Vögel von den großen Glasflächen ab. Das Gebäudekonzept stammt aus der Feder der Arbeitsgemeinschaft Jochen Schmid (vom Architekturbüro Hartmaier + Partner in Münsingen und Reutlingen) sowie Ralph Flum (von Flum Design in Hamburg).

Energieeffizientes Gesamtkonzept

Die Gebäudehülle besteht aus 200 bis 300 mm starkem Stahlbeton plus 180 mm Vollwärmeschutz (WDVS EPS 0,35) und einer 3-fach-Wärme- und Sonnenschutzverglasung. Die Dachflächen sind mit einer mindestens 200 mm starken EPS-Dämmung (WLG 031) gedämmt. Bei der Technikausstattung gingen die Bauherren zugunsten einer nachhaltigen Betriebsweise noch einen deutlichen Schritt weiter. Sie passten viele der heiz- und klimatechnischen Details des Vier-Sterne-Parkhotels in Leinfelden-Echterdingen (das den gleichen Eigentümern gehört) an die Verhältnisse am Reutlinger Hausberg an. Zum Beispiel liefert oberflächennahe Geothermie die Wärme bzw. Kälte zur Gebäudeklimatisierung.

Über 18 am Südhang entlang der Gebäudekontur angeordnete Bohrungen wird die Temperatur in 150 Metern Tiefe in der kühleren Jahreszeit als Wärmequelle bzw. an warmen Tagen als Wärmesenke erschlossen. Eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, die zum gleichzeitigen Heiz- und Kühlbetrieb ausgelegt ist, sorgt für die im Gebäude benötigten Vorlauftemperaturen von maximal 42 °C Wärme bzw. 10 °C Kälte. Die Heizleistung der Wärmepumpe erreicht 145 kW, die Kühlleistung 173 kW; bei freier Kühlung stehen 156 kW zur Verfügung.

In zwei jeweils 4.000 Liter fassenden Pufferspeichern lagert die temperierte warme und kalte Sole. Über die Speicher steht im Sommer gewonnene Wärme im Winter zur Verfügung bzw. kann Kälte aus dem Winter im Sommer genutzt werden. Der Warmwasserbedarf wird im Jahresdurchschnitt zu einem Drittel über Solarthermie abgedeckt.

Primärenergiebedarf 20 % unter ENEV 2009

Einen Teil des Stroms zum Antrieb der Wärmepumpe erzeugt die hoteleigene Photovoltaikanlage. Bei winterlichen Heizlastspitzen liefert eine im Nachbargebäude (dem sog. Schafstall) aufgestellte Gasbrennwertanlage mit 200 KW die zusätzlich benötigte Wärme. Zur Gasversorgung des Bestandskessels wurde eigens eine Leitung von der Stadt bis zum Grundstück gelegt. Durch die Kombination aus gut gedämmter Gebäudehülle und nachhaltiger Gebäudetechnik beträgt der Primärenergiebedarf 335 kWh / (m² x a) und unterbietet damit den Anforderungswert der EnEV 2009 (455 kWh / (m² x a) um 20 Prozent.

Die beiden Zentrallüftungsgeräte auf dem Dach werden über die warme bzw. kalte Sole je nach Wetterlage mit den erforderlichen Vorlauftemperaturen versorgt. Das Lüftungsgerät zur Klimatisierung der Hotelzimmer hat eine Leistung von 6.500 m³/h und stellt an den Induktionsgeräten der Gästezimmer den erforderlichen Druck von maximal 100 Pa sicher.

Die Induktionsgeräte HFFsuite der LTG Aktiengesellschaft sorgen in den Hotelzimmern, Speise- und Konferenzräumen des Hotels für eine zugluftfreie, mit 24 dB(A) (NR23 / NC20) nahezu geräuschlose, vom Gast regulierbare und wartungsarme Klimatisierung der Räume. Die Geräte sind in den Hotelzimmern an der Korridordecke im Eingangsbereich neben dem Badezimmer eingebaut, während sie in den Tagungs- und Speiseräumen über der abgehängten Decke montiert sind. Hier sorgen Geräte mit bis zu 1300 W (ohne Kondensation) für gleichmäßig frische Luft mit angenehmer Temperatur.

Neuste Induktionstechnologie

Die von den Zentrallüftungsgeräten vortemperierte Primärluft strömt durch aerodynamisch optimierte Düsen in den verkleideten Induktionsgeräten. Dabei saugt sie etwa die vierfache Menge an Raumluft an. Die angesaugte Raumluft durchströmt zunächst einen Wärmetauscher, der sie nach Bedarf weiter aufwärmt oder abkühlt, bevor sie mit dem Primärluftstrom vermischt schräg nach oben zurück in das Hotelzimmer ausgeblasen wird.

In Fassadennähe entsteht eine Mischzone und in der Raumtiefe eine impulsarme Verdrängungsströmung. Die Luftgeschwindigkeit im Bettbereich erreicht auch bei maximaler Kühlleistung nur rund 15 cm/s. Die Primärluftzufuhr beträgt je Gästezimmer zirka 60 m³/h. Dank des Induktionsprinzips werden jedoch pro Stunde bis zu 300 m³ Luft umgewälzt. Die Luftwechselrate im Raum dagegen beträgt nur ein Fünftel, nämlich 60 m³/h. Das ermöglicht eine hohe Heiz- oder Kühlleistung bei einer niedrigen und energiesparenden Zuluftmenge.

Über die Primärluft werden im Sommer maximal 200 W Kühlleistung pro Gerät in den Raum eingebracht. Die Induktionsgeräte bieten bei 16 °C im Kaltwasser- bzw. Kaltsolevorlauf zusätzlich eine Kühlleistung von 780 W. Die maximale Heizleistung über den warmen Solevorlauf beträgt 1.250 W. Im Sommer, bei Außentemperaturen ab 32 °C wird die Raumtemperatur entsprechend den deutschen Bauvorschriften auf 6 K unterhalb der Außentemperatur geregelt.

Luftwechselraten zwischen 1,5 und 3,5

Da Induktionsgeräte keinen Ventilator haben, arbeiten sie im Vergleich zu einem Gebläsekonvektor nahezu lautlos und wartungsfrei. Zur Reinigung des Wärmetauschers genügt ein normaler Staubsauger. Ein weiteres Plus sind verstellbare Luftleitelemente, mit deren Hilfe sich die Raumluftströmung an die individuelle Raumgeometrie anpassen lässt.
Um den zur Induktion erforderlichen Mindestdruck an den Raumgeräten sicherzustellen, werden in der Zentrallüftung nur etwa 2 W pro Raumgerät aufgewendet, so dass der im Raum erzielte Spareffekt nicht durch die Zentrallüftungsanlage aufgehoben wird. Zum Vergleich: Der Ventilator eines Gebläsekonvektors benötigt bei derselben Kühlleistung etwa 30 W pro Raum. Damit schont die Induktionstechnik die Umwelt und den Geldbeutel des Hotelbetreibers.

Die Steuerung der Induktionsgeräte im Hotel Achalm unterscheidet zwischen der Grundlast ohne Personen und der Volllast bei Anwesenheit von Hotelgästen. Diese Information stammt aus dem Buchungssystem und wird von der Gebäudeleittechnik entsprechend berücksichtigt. Der Primärluftstrom beträgt im Grundlastbetrieb 30 m³/h, während er bei anwesenden Personen 60 m³/h beträgt. Damit wird, je nach Betriebsart, eine Luftwechselrate zwischen 1,5 und 3,5 erreicht. In den Konferenzräumen wird der Luftwechsel zusätzlich anhand der Messwerte von CO2-Sensoren geregelt. Standardmäßig werden die Hotelzimmer auf 20 °C temperiert, doch hat der Hotelgast auch die Möglichkeit, seine persönliche Wohlfühltemperatur zwischen 18 und 24 °C individuell und stufenlos einzustellen. Schaltet der Hotelgast „seine Klimaanlage“ aus, dient das Induktionsgerät ausschließlich der Frischluftzufuhr bzw. läuft im Grundlastbetrieb.

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